Kapitel 2 – Wer profitiert?
Bildungsangebote richten sich an eine (zu) kleine Gruppe
Oft übergangen: Mitarbeitende ohne Führungsfunktion
In den letzten Jahren lag der Fokus von Bildungs- und Entwicklungsprogrammen in vielen Unternehmen vor allem auf den Führungskräften. Im Klartext: Wer keine Managementfunktion hat, kommt in Sachen Weiterbildung weniger häufig zum Zug. Dies zeigen die Ergebnisse des Learning & Development Monitor 2023 deutlich: werden 59% der befragten Führungskräfte mindestens einmal im Quartal (wöchentlich, monatlich, quartalsweise) auf das Thema aufmerksam gemacht, sind es bei den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung nur 39%.
Wie häufig werden Sie in Ihrem Unternehmen als Mitarbeitende/r auf das Thema Learning & Development aufmerksam gemacht?
Führungskräfte = 452 Mitarbeitende = 905
Auch bei der Häufigkeit von Trainings gibt es große Unterschiede in den Hierarchien. Haben Führungskräfte im zurückliegenden Jahr durchschnittlich 2,5 Mal an kurzen Lehrgängen oder Kursen teilgenommen, waren es bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung nur 1,9 Mal. Noch krasser ist der Unterschied bei den langen Lehrgängen: Führungskräfte haben im Schnitt fünf Mal mehr daran teilgenommen als Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung. 1:1 Angebote, wie etwa Coachings, sind auch oft ausschließlich dem Management vorbehalten – die übrige Belegschaft hat das Nachsehen.
Wie haben Sie im letzten Jahr an den folgenden Entwicklungsaktivitäten teilgenommen?
Führungskräfte = 452 Mitarbeitende = 905
Der Fokus: oft noch auf dem Management
Zufriedener: Führungskräfte sehen Bildungsangebote positiver
Vor diesem Hintergrund erstaunt es kaum, dass Führungskräfte mit den Lernangeboten in ihren Unternehmen durchgehend zufriedener sind als Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung. Von den befragten Führungspersonen stimmen 55% der Aussage zu, das Lernangebot in ihrem Unternehmen sei «leicht zugänglich». Eine Ansicht, die nur 46% der übrigen Mitarbeitenden teilen. 41% der Führungskräfte halten es zudem für einfach, Lernangebote zu buchen, dieser Aussage stimmen nur 34% der übrigen Mitarbeitenden zu. Führungskräfte scheinen das Angebot in der Regel darüber hinaus besser zu kennen: 55% von ihnen sagen, vom Unternehmen selbst entwickelte Schulungen seien vorhanden − diese Ansicht teilen nur 46% der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung.
Führungskräfte = 452 Mitarbeitende = 905
Immer wichtiger: ein Angebot für Alle
Die erwähnten Resultate sind zwar nicht unbedingt überraschend. Die traditionelle Rolle von Bildungsangeboten als «Dienstleistung für Führungskräfte» wird jedoch durch die aktuelle Arbeitsmarktsituation immer mehr in Frage gestellt. Die Tatsache, dass Führungskräfte in puncto Weiterbildung nach wie vor eine bevorzugte Position genießen, ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen tun deshalb gut daran, den Fokus ihrer Bildungs- und Entwicklungsprogramme zu erweitern. Denn die Bindung und Gewinnung von Mitarbeitenden auf allen Stufen muss Priorität haben (siehe Einleitung & Kapitel 1). Im Zuge dieser Verschiebung ändert sich nicht zuletzt auch die Rolle von L&D-Verantwortlichen in Unternehmen: sie werden immer mehr zu den treibenden Kräften der Mitarbeitendenbindung und -gewinnung und schaffen die nötigen Grundlagen.